Heidrun Eberl im Gespräch mit Laura Zeiger, Sopran, in der Rolle der Jenny
Kannst du dich mit deiner Rolle, der Jenny, persönlich identifizieren?
„Ja! Jenny ist ja eine Frau der Tat, das kann ich gut nachempfinden, weil ich das auch gerne bin. Gleichzeitig ist mir Familie sehr wichtig, was bei ihr ebenfalls ein wichtiger Punkt ist; ich kann nachvollziehen, dass sie sich Sorgen um ihre Liebsten macht und möchte, dass es allen gut geht. Außerdem sind sie und Dickson sehr gastfreundlich – und auch ich habe gerne Gäste!“
Jennys Ballade ist ein wichtiges Stück in der Oper. Was wird darin erzählt?
„Ich berichte von der Weißen Dame: Ich erzähle, dass es diese Frau gibt, wo sie lebt, und dass man sich vor ihr hüten sollte! Denn sie sieht alles, egal, was man tut, man kann ihr gar nicht entfliehen. Die zweite Strophe finde ich noch interessanter, da geht es um die Treue der Ehemänner! Die Weiße Dame ist nämlich darauf bedacht, dass die Männer ihren Frauen treu sind – sie sollen sich hüten, untreu zu sein, sonst werden sie bestraft!“
Du bist jetzt am Ende deines Bachelorstudiums der Gesangspädagogik und strebst einen Master im Hauptfach Gesang an. Was fasziniert dich an der Opernbühne?
„Die Kombination von Gesang und Schauspiel! Mir ist das Schauspiel sehr wichtig und ich finde es sehr schön, dass die Oper beides bietet. Im Lied und Oratorium erzählt man etwas und nimmt eine Rolle ein, aber nur auf der Opernbühne schlüpft man auch leibhaftig hinein. Ich mag dabei auch die Interaktion mit den Mitspielern bzw. -Sängern. Gerade deswegen finde ich die Weiße Dame toll: Sie bietet die Chance, sich in beidem austoben zu können, und ständig flexibel im Ensemble zu interagieren – genau wie in den Dialogen im Singspiel oder in der Operette. Die Oper ist für mich so etwas wie die ‚Meisterdisziplin‘: ein großer Raum, den man erstmal ersingen muss, ein großes Orchester, das Bühnenbild – und es ist live! Ich liebe es, sozusagen als Vermittlerin, als Medium, die klassische Musik für das Publikum im Moment der Vorstellung ganz konkret greifbar werden zu lassen und das Drama nicht einfach darzustellen, sondern es zu verkörpern. Ich möchte, dass das Publikum nicht bloß in Kontemplation verharren muss, sondern berührt und involviert wird. Und ich freue mich, wenn ich über das Spielen und die Szene selbst noch mehr Spaß an der Musik bekomme.“
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