La Dame Blanche – Meet the cast | Johannes Wendel

Heidrun Eberl im Gespräch mit Johannes Wendel, Violine 1, Konzertmeister

Du bist in diesem Sommer Konzertmeister der Jungen Oper Rhein-Main. Was sind deine Aufgaben?
 
Als Konzertmeister hat man tatsächlich ziemlich viele Aufgaben zu erledigen: Zunächst bin ich die Brücke zwischen dem Dirigenten und dem Orchester – ein Konzertmeister sollte also über eine gewisse Autorität, soziale und musische Kompetenz verfügen.
Alle Anmerkungen die ein Dirigent nicht persönlich äußern möchte (Pünktlichkeit, Probendisziplin, etc.), darf, bzw. muss ich dem Orchester erläutern. Jedoch sind die musischen Aufgaben um Einiges wichtiger: Das fängt beim Einstimmen des Orchesters an und hört mit dem Festlegen von Strichen, Phrasierungen, Artikulationen und Dynamik auf. Ebenso muss ich während eines Konzertes, oder einer Probe, durch Körpersprache verschiedenen Orchestermitgliedern Einsätze geben, oder Dynamik und Agogik anzeigen.
Was mir persönlich am meisten Freude bereitet, ist das Orchester nach außen hin vorbildlich zu repräsentieren, und das Publikum im Konzert durch intensiv getane Probenarbeit zu fesseln.
 
Welches ist für die Geigen die schwerste, welche die schönste Nummer in der Weißen Dame?
 
Die schwerste Nummer ist aus meiner Sicht definitiv die Ouvertüre. Im Hinblick auf Zusammenspiel und Virtuosität, ist die Ouvertüre zugleich das erste und das einzige Stück, bei dem sich das Orchester alleinig präsentieren darf. Einige musikalische Themen aus der Oper werden vom Komponisten aufgegriffen, und dort vermischt – das erfordert vor allem ganz schnelles Umschalten zwischen Stilistik und Tempi.
Bei der schönsten Nummer fällt es mir selbst ziemlich schwer mich zu entscheiden. Eigentlich habe ich da insgeheim zwei Favoriten: Zum einen gibt es im zweiten Akt eine wundervolle Tenor-Arie (bei der das Orchester leider kaum was zu tun hat), zum anderen gibt es auch eine Nummer im selben Akt, in der die Weiße Dame zum Ersten Mal erscheint. Letztere hat einen wunderbaren Effekt, da die Weiße Dame verschleiert auftritt, und die Musik dem Ganzen etwas Mysteriöses verleiht.
 
Du studierst Geige und spielst nicht nur im Hochschulorchester, sondern hast auch selbst ein Jugendorchester mitgegründet. Was reizte dich an JORM, dass du dich auch hier noch engagierst?
 
Mein Engagement bei JORM hat tatsächlich viele Faktoren. Ohne negativ zu bewerten, finde ich zum einen, dass es eigentlich viel zu viel Jugendorchester in Deutschland gibt – im Gegensatz dazu viel zu wenig junge Opernensembles. Zum anderen habe ich selbst erfahren, wie komplex es ist, ein Jugendensemble zu Organisieren und zu Leiten. Das bringt ziemlich viele Aufgaben mit sich, und man ist tatsächlich über jede helfende Hand erfreut.
Seit Ewigkeiten habe ich keine Opernproduktion mehr gespielt – in Hinsicht auf das kommende Berufsleben im Orchester, lernt man einige Eigenarten der Theaterhäuser kennen. Zudem bedeutet Oper für mich Drama und Intrigen. Und seien wir mal ehrlich:
Was wäre ein Drama ohne passende Musik?